Betriebshof der DVG mit Straßenbahnen

Neue Busse und Bahnen: Millionen für die Mobilität

In jedem Jahr kauft die DVG neue Busse und aktualisiert ihre Flotte. In 2016 wurde auch die rund 140 Millionen Euro teure Beschaffung von 47 neuen Straßenbahnen für die Schienenwege in Duisburg auf den Weg gebracht.

Wilfried Kühn, Bereichsleiter Technik bei der DVG

Die Weichen sind gestellt

Seit 26 Jahren ist Wilfried Kühn bei der DVG. Kühn ist Bereichsleiter Technik und in seinen 26 Dienstjahren hat er nur zwei Typen Straßenbahnen im Dauerbetrieb auf den Duisburger Schienen gesehen. Rund 30 Jahre alt sind die 45 Bahnen, die auf den Linien 901 und 903 unterwegs sind. Sogar ein bisschen älter sind die 18 sogenannten B-Wagen der DVG, die auf der Linie U79 fahren. 2016 aber war für den Straßenbahnverkehr in Duisburg ein besonderes Jahr. Gemeinsam mit der Stadt stellte die DVG die Weichen für eine rund 140 Millionen Euro schwere Investition in 47 nagelneue Bahnen.

„Es war dringend an der Zeit, etwas zu tun. 2016 war in dieser Hinsicht natürlich ein gutes Jahr. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass es eines der schwierigsten für die DVG war“, sagt Kühn. Denn das abgelaufene Jahr war geprägt vom Sanierungsprogramm der Straßenbahnen. Die alten Bahnen benötigen dringend eine Generalüberholung. Hierzu werden die Bahnen komplett zerlegt, schadhafte Teile werden herausgeschnitten und neue eingeschweißt. Pro Fahrzeug dauert das Monate und verschlingt sechsstellige Beträge. „Das führte natürlich dazu, dass wir weniger Fahrzeuge auf der Strecke hatten und den Fahrgästen nicht das Angebot bieten konnten, was wir eigentlich wollten“, erklärt Kühn selbstkritisch. Die schwerste Zeit des Sanierungsprogrammes sei nun aber überstanden. Die Fahrpläne stehen, der Schienenersatzverkehr und die zusätzlichen Bus-Angebote auf den Linien 901 und 903 sorgen für die geplante Entlastung.

Kühn blickt optimistisch in die Zukunft und arbeitet daran, den ehrgeizigen Zeitplan für die Beschaffung der neuen Straßenbahnen zu halten. Schon 2019 sollen die ersten beiden Vorserienfahrzeuge auf Duisburgs Schienen unterwegs sein. „Schneller kann es nicht funktionieren, denn die Fahrzeuge müssen extra für das Duisburger Netz angepasst werden, schließlich müssen sie an unsere Bahnsteige und in unsere Werkstatt passen, durch jede Kurve kommen und dabei möglichst viele Fahrgäste befördern. Straßenbahnen vom Fließband gibt es nicht“, erläutert Kühn. Zudem steht vor dem eigentlichen Beginn der Ingenieurarbeiten noch ein kompliziertes Vergabeverfahren, das die DVG bereits angeschoben hat. Ein Auftrag dieser Größenordnung muss europaweit ausgeschrieben werden. Rund ein Jahr dauert ein solches Verfahren und Kühn rechnet damit, dass sich mehrere Hersteller um den lukrativen Auftrag aus Duisburg bewerben werden. „Wir wollen spätestens zur Ratssitzung am 27. November ein zuschlagsreifes Angebot vorlegen.“

Hohe Anforderungen an neue Bahnen

Erst wenn die beiden Vorserienfahrzeuge sich im Einsatz zwischen Rhein und Ruhr bewähren, werden 45 weitere Bahnen gebaut. „Wir haben sehr hohe Anforderungen an die neuen Bahnen, und da der Teufel im Detail steckt, wollen wir natürlich sehen, ob sie sich in allen Situationen auch nach mehreren Tausend Kilometern bewähren“, sagt Kühn. Zu den Neuerungen gehören zum Beispiel die Niederflurigkeit der Einstiege, um auch mobilitätseingeschränkten Menschen die Fahrt mit der Straßenbahn zu erleichtern, aber auch die Kapazität der Züge. 200 Fahrgäste sollen in den neuen Bahnen Platz finden, heute sind sie für 175 ausgelegt. Außerdem müssen die neuen Bahnen den aktuellen Sicherheitsstandards genügen und mit der neuen Zugsicherungstechnik ausgerüstet werden.

Mit dem Ende der alten Zugsicherung, die ebenfalls in den nächsten Jahren erneuert wird, werden dann auch die letzten der alten Bahnen ausrangiert.

Bis 2023 wird es dauern, ehe alle Neufahrzeuge tatsächlich auf der Schiene sind. Dann werden die beiden Vorserienfahrzeuge noch einmal generalüberholt. 65 Bahnen, inklusive der weiterhin eingesetzten B-Wagen, werden der DVG dann zur Verfügung stehen. Genug, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Wenn die Letzte der neuen Bahnen im Regelbetrieb ist, wird das für Kühn ein in gleich doppelter Hinsicht besonderer Moment. Denn Wilfried Kühn geht dann in den Ruhestand. Seinem Nachfolger hinterlässt er eine nagelneue Flotte Straßenbahnen und eine DVG, die auf der Schiene bestens gerüstet ist für die nächsten 30 Jahre ÖPNV in Duisburg.





Marc Schwarzer, Abteilungsleiter Fahrzeugtechnik Busse der DVG

700.000 Kilometer durch die Stadt

Rund neun Millionen Kilometer legen die Busse auf den Linien der DVG insgesamt in jedem Jahr zurück. Neun Millionen Kilometer Leistungen für Duisburg und seine Bewohner. Aber auch neun Millionen Kilometer mit Bremsungen und Anfahren bei Sonne, Regen und manchmal sogar Eis und Schnee. 110 eigene Busse hat die DVG derzeit im Einsatz und jeder von ihnen fährt rund 55.000 Kilometer im Jahr durch die Stadt an Rhein und Ruhr. Klar, dass sie nicht nur regelmäßig instandgehalten, sondern irgendwann auch ersetzt werden müssen. „Wir beschaffen in jedem Jahr neue Busse“, erklärt Marc Schwarzer, Abteilungsleiter Fahrzeugtechnik der Kraftomnibusse bei der DVG.

„In der Regel sind es zwischen 10 und 15 Busse, die wir in jedem Jahr neu in den Fahrzeugpark hinzukaufen“, sagt der 40-Jährige. Für Busse bedeutet das eine Millioneninvestition, denn ein klassischer Solobus, der den Anforderungen der DVG entspricht, kostet rund 250.000 Euro. Ein Gelenkbus sogar rund 350.000 Euro. Um da keine Ressourcen zu verschwenden, wird die Beschaffung neuer Fahrzeuge vom Fahrbetrieb der DVG, Schwarzer und seinem Team genau geplant. „Die Erfahrung hat uns gezeigt, wann es wirtschaftlich und technisch am sinnvollsten ist, alte Fahrzeuge zu verkaufen und sie zu ersetzen.“

Rund 14 Jahre ist ein Bus bei der DVG auf der Linie, ehe er zum Verkauf angeboten wird. Weit mehr als 700.000 Kilometer waren die Busse dann für die Millionen Fahrgäste der DVG unterwegs und trotzdem sind sie für viele Busunternehmer noch immer eine gute Geldanlage, denn in der DVG-eigenen Werkstatt am Betriebshof „Am Unkelstein“ werden die Busse regelmäßig instand gehalten. Verkauft werden diese Fahrzeuge dann an Subunternehmer oder über ein Internetportal an Fahrzeughändler . „Unsere Busse sind offensichtlich beliebt, denn bislang haben wir noch immer jeden angebotenen Bus ohne Wartezeiten direkt verkaufen können“, so Schwarzer.

Sicher und umwelftfreundlich

An neue Fahrzeuge stellt die DVG hohe Anforderungen. Mehr als 1.000 Positionen hat das sogenannte Lastenheft, das Hersteller anfordern können, wenn sie sich für die europaweite Ausschreibung der DVG interessieren. „Wir regeln darin sehr detailliert, wie unsere Busse aussehen sollen. Wie viele Sitzplätze sie haben sollen, wie viele Sonderflächen für Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle. Aber auch, wie die Tastenbelegungen für unsere Fahrer sein sollen, damit die sich nicht bei jedem neuen Bus auf neue Bedienweisen einstellen müssen, sondern sich voll auf den Verkehr konzentrieren können“, erklärt Schwarzer. Außerdem spielt natürlich auch die Umweltfreundlichkeit eine Rolle. Alle Busse, die von der DVG beschafft werden, erfüllen seit 2015 die EURO-6-Abgasnorm.

Es sind meist immer eine Handvoll Hersteller, die das Lastenheft bei der DVG-Ausschreibung einsehen wollen. Am Ende geben nicht alle ein Angebot ab, trotzdem haben Schwarzer und sein Team am Ende immer eine Auswahl zu treffen: „Wir müssen die Angebote genau sondieren, bewerten und auch Prognosen treffen, ob das in der Anschaffung günstigere Angebot auch perspektivisch die richtige Entscheidung wäre. Dabei geht es um Instandhaltungskosten, Ersatzteilpreise und weitere Faktoren.“ Viel zu tun also für den Kauf von zehn Bussen. Trotzdem gibt es zur Akribie keine Alternative, denn neun Millionen Kilometer müssen die Busse der DVG für ihre Fahrgäste auch im kommenden Jahr wieder durch Duisburg fahren.