Andreas Gutschek, Leiter Strom- und Wärmeerzeugung Stadtwerke Duisburg

Nachhaltige Energie und nachhaltiger Erfolg

Für die Stadtwerke Duisburg AG ist die klassische Stromproduktion in den Hintergrund getreten. Stattdessen setzt der Versorger mit seiner neuen Erzeugungsstrategie konsequent auf die ökologisch nachhaltige Versorgung mit Fernwärme. Das Unternehmen stellt sich so zukunftssicher auf.

Der Winter 2014/2015 wird als einer der großen Wendepunkte in die Unternehmensgeschichte der Stadtwerke Duisburg AG eingehen. Diplom-Ingenieur Andreas Gutschek war gerade erst von den Netzen Duisburg in den Erzeugungsbereich des Unternehmens gewechselt und hatte sofort eine Mammutaufgabe auf dem Schreibtisch liegen. Die Mittelfristplanung der Stadtwerke im Bereich Erzeugung wies ein großes Minus aus. Benötigt wurden neue Impulse, neue Ideen, neue Strategien für einen nachhaltigen Erfolg – und zwar schnell. Gemeinsam mit mehr als zehn weiteren Mitstreitern aus unterschiedlichen Bereichen des Konzerns stellte Gutschek alles auf den Kopf und auf die Probe. Was es brauchte, war nicht weniger als eine neue Erzeugungsstrategie. Einen Zukunftsplan.

„Wir haben uns dabei keine Denkverbote erteilt und haben versucht, wirklich alle Optionen zu prüfen, durchzurechnen und strategisch zu bewerten“, erinnert sich Gutschek. Vier Monate lang wurden verschiedene Modelle erdacht und mit entsprechenden Mittelfristprognosen geprüft. Sogar radikale Veränderungen wie ein kompletter Ausstieg der Stadtwerke aus der Fernwärmeversorgung wurden unter die Lupe genommen – eben ein Prozess völlig ohne Denkverbote. „Uns war klar, dass so eine extreme Variante viele weitere Fragen aufwerfen würde, trotzdem wollten wir sie mit konkreten Zahlen hinterlegen können“, macht Gutschek die große Sorgfalt deutlich, mit der er und seine Mitstreiter das Projekt bearbeiteten.

Heizkraftwerk I der Stadtwerke Duisburg

Weiterhin auf Kraft-Wärme-Kopplung setzen

Am Ende der Prüfkette kristallisierte sich die Variante heraus, die von den Stadtwerken nun mit aller Zielstrebigkeit umgesetzt wird. Das kohlebefeuerte Heizkraftwerk in Hochfeld wird im Frühjahr 2018 den Betrieb einstellen, das gasbetriebene Heizkraftwerk in Wanheim bleibt am Netz. „Klar ist, dass die reine Stromproduktion in einem Kraftwerk wirtschaftlich keine Zukunft hat. Beide derzeit in Betrieb befindlichen Kraftwerke am Netz zu halten, würde wirtschaftlich keinen Sinn machen“, sagt Gutschek. Bei den derzeitigen Bedingungen auf dem Energiemarkt ist es nur zu bestimmten Zeiten sinnvoll, ein Kraftwerk in reiner Stromproduktion anfahren zu lassen. Auf diese Weise würden aber nicht die erforderlichen Betriebsstunden zusammenkommen, die für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendig wären. Die Stadtwerke setzen weiterhin konsequent auf Kraft-Wärme-Kopplung, um die in der neuen Erzeugungsstrategie verankerte Fokussierung auf die Fernwärmeversorgung dauerhaft wirtschaftlich betreiben zu können. Unumgängliche personelle Veränderungen wurden im Rahmen des konzernweiten Re-Power-Prozesses sozialverträglich und ohne Kündigungen umgesetzt.

Über das gesamte Jahr 2016 hindurch sind viele Berechnungen und Annahmen sogar noch übertroffen worden. Die wirtschaftliche Entwicklung der Erzeugung bei den Stadtwerken Duisburg läuft bisher besser als geplant. Der Teil des Unternehmens steht heute deutlich robuster da als zuvor. „Es ist die Bestätigung dafür, dass wir eine gründliche, seriöse Prüfung der Lage vorgenommen haben und schnell und entschlossen entschieden haben“, sagt Gutschek, der aber davor warnt, sich auf der guten Entwicklung auszuruhen. „Unsere Berechnungen gehen bis ins Jahr 2035. Bis dahin wird es noch oft wirtschaftliche oder energiepolitische Entwicklungen geben, die auch mal gegen uns laufen können.“ Eine Erzeugungsstrategie sei deshalb nie ein abgeschlossenes Projekt, sie müsse ständig überprüft, hinterfragt, und optimiert werden. „Wir müssen uns diese Kultur des aktiven Hinterfragens bewahren, um flexibel zu bleiben. Wir haben viele Vorteile aus dem Prozess der vergangenen anderthalb Jahre ziehen können. Vor Fragen dürfen wir nicht die Augen verschließen, nur weil wir Sorge um unangenehme Antworten haben. Stattdessen müssen wir sie aktiv angehen, um frühzeitiger Lösungen entwickeln zu können“, sagt Gutschek.

Zielgerichtet in die Zukunft investieren

Besonders wichtig ist dem Leiter des Bereichs Erzeugung auch, dass nicht nur ein Kraftwerk stillgelegt wird, „sondern dass wir auch zielgerichtet wieder in die Zukunft investieren.“ Zu sehen ist das an der derzeit im Bau befindlichen rund sechs Kilometer langen Verbindungsleitung zwischen der Fernwärmeschiene Niederrhein und dem Fernwärmenetz Duisburg und dem gestarteten Bauprojekt des Fernwärmespeichers unmittelbar neben dem Heizkraftwerk in Wanheim. Beide Projekte machen die Erzeugung der Stadtwerke deutlich flexibler und unterstützen die Versorgungssicherheit für die 70.000 Fernwärmekunden enorm.

Der eingeschlagene Weg, da ist sich Andreas Gutschek sicher, ist der richtige für die Stadtwerke Duisburg. „Natürlich ist es zu früh, eine abschließende Bewertung abzugeben, denn wir müssen die Wirkungen unserer Entscheidungen weiterhin abwarten und beobachten. Sollten wir nachsteuern müssen, werden wir es tun.“ Und dabei keine Option ungeprüft lassen.